Über das Investieren wird viel geredet. Nicht alles, was empfohlen wird, macht wirklich Sinn. Vor allem für Anfänger nicht! Lass Dich von großem Gerede nicht verunsichern, sondern fang einfach mit kleinen Schritten an. Beantworte diese Fragen, dann ist das „Richtig Investieren“ ganz leicht gemacht:
Welches Ziel will ich erreichen?
Wie schon ein Sprichwort sagt, ist es egal, in welche Richtung Du gehst, wenn Du kein Ziel hast. Und ankommen kannst Du auch nicht, wenn Du nicht weißt, wo Du hin möchtest. Das gilt auch beim Thema Geldanlage. Es muss ja nicht gleich eine Million sein, die Du ansparen möchtest, aber ein Ziel solltest Du schon haben, wenn Du mit dem Investieren beginnst.
Nur mal so einen Sparplan anlegen und laufen lassen, verdient diesen Namen nicht – auch wenn es mehr ist, als viele andere machen. Besser ist es, wenn Du Dir ein konkretes Ziel setzt (= eine bestimmte Summe, die Du ansparen möchtest), idealerweise mit einer Frist oder einem Enddatum versehen. So erhöhst Du die Wahrscheinlichkeit, dass Du Dein Ziel auch tatsächlich erreichst.
Das ist Dir zu kompliziert? Hier sind ein paar Beispiele für mögliche finanzielle Ziele:
- Ich spare ab sofort jeden Monat 20 Euro und rühre das Geld bis zu meinem Rentenbeginn nicht an.
- Ich möchte in 10 Jahren/zum Rentenbeginn über ein Vermögen von 50.000 Euro verfügen.
- Ich investiere ab sofort bis zum Tag X 10 Prozent meines Nettogehalts in einen ETF-Sparplan.
Wie Du siehst, sind einige Beispiele eher ein Weg als ein Ziel. Nichtsdestotrotz sind sie ein guter Anfang und relativ leicht zu verfolgen. Fang am besten sofort an und notiere Dein finanzielles Ziel!
Mehr dazu findest Du im Artikel „100.000 Euro sparen – (wie) schaffe ich das?„
Welche Schritte sind dafür nötig?
Hast Du Dir ein „Endziel“ gesetzt (zu einem festen Zeitpunkt über ein bestimmtes Vermögen verfügen), dann solltest Du jetzt herausfinden, wie viel Du jeden Monat sparen beziehungsweise investieren musst, um Dein Ziel auch wirklich zu erreichen. Es ist also ein wenig Rechenarbeit erforderlich. Dafür kannst Du aber ganz einfach einen Internetrechner nutzen.
Beispiel: Du möchtest in 30 Jahren über 50.000 Euro verfügen und rechnest mit einer Rendite sehr vorsichtig geschätzten von 2 Prozent. Laut Rechner ist dafür eine Sparrate von 101,48 Euro monatlich erforderlich. Erwartest Du eine nicht unrealistische Rendite von durchschnittlich 5 Prozent, reduziert sich Deine monatliche Sparrate auf rund 60 Euro (genau 60,08 Euro). Durchaus machbar, oder?
TIPP: Ist Dein (vorläufiges) Ziel, monatlich eine bestimmte Summe zu sparen, dann kannst Du den Rechner dafür nutzen, Dein Endkapital zu berechnen (= Deine Sparraten plus Erträge am Ende der geplanten Laufzeit). Rechne ruhig mal ein paar Varianten durch, bevor Du Dich für eine davon entscheidest.
Dies sind die nächsten Schritte:
- Risikoanalyse: Wie viel Risiko kannst und willst Du eingehen?
- Anlageart auswählen: Welche Anlageprodukte passen zu Deinem Risikoprofil?
- eventuell Depot eröffnen (falls noch nicht vorhanden, für die Anlageform aber erforderlich)
- Sparplan anlegen
Wie viel Risiko kann/will ich eingehen?
Je höher das Risiko, desto höher ist in der Regel die Rendite. Schlaflose Nächte sind aber auch die beste Rendite nicht wert. Du musst also einen Kompromiss suchen, mit dem Du gut leben kannst und trotzdem ein gewisses Vermögen aufbaust. Finde also erst einmal heraus, wie Dein persönliches Risikoprofil aussieht.
Stell Dir vor, Du investierst 1.000 Euro. Je nach Anlageart können sich die 1.000 unterschiedlich vermehren – oder eben auch nicht. Schauen wir mal, was nach einem Jahr möglich ist:
So können sich Deine 1.000 Euro im Laufe eines Jahres entwickeln:
- Tagesgeld mit 1 % Zinsen: 1.010 Euro
- Festgeld mit 3 % Zinsen: 1.030 Euro
- ETF mit 7 % Rendite: 1.070 Euro
- ETF mit 12 % Verlust: 880 Euro
- Nischenfonds mit 24 % Rendite: 1.240 Euro
- Nischenfonds mit 36 % Verlust: 640 Euro
- Hochrisiko-Anlage mit 35 % Rendite: 1.350 Euro
- Hochrisiko-Anlage mit Totalverlust: 0 Euro
Natürlich investierst Du nicht nur für ein Jahr, daher gleichen sich eventuelle Schwankungen über die Jahre aus. Es wird gute und schlechte Jahre geben. Du solltest aber auch in einem schlechten Jahr noch ruhig schlafen können und Deine Geldanlage nicht in Panik zu einem ungünstigen Kurs verkaufen. Finde also heraus, bei welchen Schwankungen Du (voraussichtlich) noch ruhig schlafen kannst.
TIPP: Mit dem Artikel „Risikoprofil bei der Geldanlage“ (gerade in Arbeit) kannst Du Deine Risikobereitschaft selber recht gut einschätzen.
Risiko mindern
Ein wichtiger Punkt in Sachen Risiko ist die Diversifikation, also die Risikostreuung, bekannt auch unter dem Motto, nicht alle Eier in einen Korb zu legen ;-). Konkret heißt das:
Verteile Deine Investitionen auf verschiedene Anlageprodukte. Sollte ein Produkt mal nicht so gut laufen, fangen andere Produkte diesen Verlust im Idealfall auf/gleichen ihn aus. Wie machst Du das? Indem Du verschiedene Geldanlagen, die Deinem Risikoprofil entsprechen, miteinander kombinierst.
Aber Vorsicht: Zweimal das gleiche Produkt von verschiedenen Anbietern sind keine Diversifikation!
Welche Produkte eignen sich?
Bist Du bereit, ein hohes Verlustrisiko einzugehen, dann ist dieser Artikel vermutlich nicht der richtige für Dich. Denn ich bin der Meinung, dass Anfänger sich an relativ risikoarme Geldanlagen halten sollten. Und zwar aus zwei Gründen:
- Ist nur wenig Kapital/Vermögen vorhanden, dann schmerzen Verluste besonders stark. Ein paar Hundert Euro sind da schon ein ziemlich großer Prozentsatz vom Ganzen.
- Anfänger haben eher selten ein ausgeprägtes Risikobewusstsein in finanziellen Angelegenheiten. Erst im Laufe der Zeit lernst Du die Gesetze des Kapitalmarktes (der verschiedenen Geldanlagen) sowie Deine tatsächliche Risikobereitschaft richtig kennen und die Risiken der unterschiedlichen Anlagen richtig einzuschätzen. Dann kannst Du auch mal andere Geldanlagen mit höherem Risiko testn – wenn Du es dann noch willst.
Möchtest Du gar kein Risiko eingehen, dann bleiben Dir nur Zinsanlagen wie Tages- oder Festgeld. Das ist zwar schade, weil Du gute Renditechancen verpasst. Wichtiger ist aber, dass Du Dich mit Deinen Geldanlageprodukten wohl fühlst und überhaupt erst einmal mit dem Investieren beginnst.
Erträgst Du gewisse Schwankungen, dann stehen Dir auch Anlageformen wie ETFs oder Aktienfonds zur Verfügung. Über die Jahre kannst Du hier eine solide Rendite erwarten und ein mehr oder weniger großes Vermögen aufbauen. Am besten beginnst Du mit einem ETF auf den Weltmarkt.
Warum? Mit einem ETF auf den Weltmarkt investierst Du in Aktiengesellschaften verschiedener Länder und unterschiedlicher Branchen (= breit gestreut). Auch ein ETF kann erheblich schwanken. Ein Totalverlust ist jedoch kaum möglich, denn das würde bedeuten, dass viele hundert Akteingesellschaften rund um die Welt gleichzeitig pleite gehen würden. Undenkbar, oder?
TIPPS zum Weiterlesen:
- Was es genau mit ETFs auf sich hat erkläre ich in dem Artikel „ETF: Was ist das?„
- Wie Du am besten mit dem Investieren in ETFs anfängst, kannst Du in dem Artikel „Meine 5 besten Tipps für das Sparen mit ETF“ lesen.
Bevor Du nun ein Depot eröffnest, solltest Du sicherstellen, dass Du ausreichend Rücklagen für Notfälle gebildet hast. Dieser Notgroschen ist wichtig, damit Du Deine Investitionen nicht ungeplant auflösen musst, zum Beispiel weil Dein Auto kaputt ist oder Du eine neue Waschmaschine brauchst. Dein Notgroschen sollte etwa drei Netto-Monatsgehälter umfassen. Erledigt? Gut, dann geht es weiter!
Nächster Schritt: Depot eröffnen
Wenn Du noch keins hast, dann brauchst Du es jetzt: ein Depot. Idealerweise eröffnest Du es bei einer Onlinebank oder einem Onlinebroker, das ist in der Regel günstiger, als bei einer Filialbank. Sieh Dir einige Depots im Internet an. Achte dabei vor allem auf diese Punkte:
- niedrige Kosten für das Depot: Bei vielen Onlinebanken und -Brokern bekommst Du ein Depot ohne Depotgebühren. Manchmal sind dafür bestimmte Voraussetzungen zu erfüllen. Checke, ob diese für Dich infrage kommen.
- gute Auswahl an ETFs und Sparplänen: Je größer die Auswahl an möglichen Sparplänen, desto leichter kannst Du später Deine Anlagestrategie ändern, bei Bedarf den Fonds wechseln und/oder neue Sparpläne abschließen. Wichtiger als die Anzahl möglicher Fonds ist jedoch, dass Dein(e) Wunschfond(s) in der Auswahl enthalten ist.
- niedrige Gebühren für Sparpläne: Für den Kauf von Fonds wird der sognannte Ausgabeaufschlag fällig. Bei Aktienfonds kann dieser bis zu 5 Prozent betragen. Für einen Sparbeitrag von 100 Euro monatlich zahlst Du im Laufe eines Jahres dann 60 Euro nur für den Kauf Deiner Fondsanteile (5 Prozent auf 1.200 Euro). Das klingt vielleicht nicht viel, aber in zehn Jahren summiert sich die Summe schon auf 600 Euro.
- gute Erreichbarkeit des Depots: Arbeitest Du lieber am Computer oder bevorzugst Du Dein Smartphone? Sieh Dir unbedingt den Internetauftritt und/oder die App Deines bevorzugten Depotanbieters an. Wirst Du damit klarkommen und im Idealfall gern arbeiten? Vergleiche auch gern verschiedene Anbieter miteinander.
In der Regel kannst Du ein Depot innerhalb weniger Minuten online eröffnen und Dich direkt im Anschluss per VideoIdent-Verfahren ausweisen. Wie das genau funktioniert, erfährst Du im Artikel „Depot eröffnen in wenigen Schritten“.
Finale: Sparplan anlegen
Ebenso leicht wie Du online ein Depot eröffnest, kannst Du auch einen Sparplan anlegen. Aber halt: es geht sogar noch leichter und schneller! Deinen Identitäts-Check hast Du bei der Depoteröffnung ja schon erledigt. Was Du jetzt zu tun hast ist:
- sparplanfähigen ETF aussuchen: Beginne mit einem einzigen oder maximal zwei verschiedenen weltweit anlegenden ETFs.
- Sparrate festlegen: Die Mindestrate variiert von Anbieter zu Anbieter. Wähle zu Beginn eine Summe, die Du relativ sicher über einen längeren Zeitraum sparen kannst. Das erhöhr die Wahrscheinlichkeit durchzuhalten.
- Sparintervall bestimmen: Du kannst bei den meisten Depotanbietern unterschiedliche Intervalle (monatlich, quartalsweise usw) auswählen. Für den Anfang empfehle ich monatliche Sparraten.
- Abbuchungstermin auswählen: Meistens hast Du die Wahl zwischen zwei oder drei verschiedenen Abbuchungsterminen, manchmal kannst Du diesen auch völlig frei auswählen. Nimm am besten einen Termin, der nur wenige Tage nach Deiner Gehaltszahlung liegt. Dann kannst Du Dir sicher sein, dass Dein Konto gedeckt ist, gerätst aber auch nicht so leicht in Versuchung, das Geld anderweitig auszugeben.
Das alles erledigst Du auf der Internetseite oder in der App Deines Depotanbieters. Dort wirst Du Schritt für Schritt weitergeleitet, es ist in der Regel ganz einfach.
Fertig? Glückwunsch, jetz gehörst Du zu den Investoren!
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3 Antworten auf „Richtig investieren leicht gemacht“
Geldanlageempfehlungen sind oft ein Buch mit 7 Siegeln. Bei dir habe ich das Gefühl, du nimmst mich mit deinen Gedanken mit und ich verstehe worum es geht. Und auch dass Anlagen nicht immer bloß Gewinnersache sind, ist benannt. Chapeau für so viel Verständlichkeit. Das gibt es nicht so oft in der Branche. Danke.
Hallo Eva,
vielen Dank für Deinen netten Kommentar. Genau darum geht es mir mit meinem Blog: Ich möchte das Thema Geldanlage für alle verständlich machen, mit den Risiken und Chancen, die das Thema bietet. Es freut mich, dass ich offenbar auf dem richtigen Weg bin.
Liebe Grüße
Ursula
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